Perfektionismus

 

Lange dachte ich, dass Perfektionismus eine gute, ja fast schon anstrebende Eigenschaft sei. Doch mit der Zeit erkannte ich, dass es überhaupt nicht erstrebenswert ist. Zu dem Zeitpunkt der Erkenntnis war ich aber schon viel zu lange im Strudel des Um-mich-selbst-Kreisens. Perfektionismus hat nämlich nichts damit zu tun, Dinge und Aufgaben gewissenhaft oder genau zu erledigen, sondern durch Aufgaben, Erledigungen und andere Dienste geliebt zu werden. 

Wenn wir Dinge »perfekt« und zur vollen Zufriedenheit anderer erledigen, dann werden wir geliebt oder anerkannt. Wenn wir uns nur ganz viel Mühe geben, dann werden wir gesehen. 

Doch die Enttäuschung ist damit praktisch vorprogrammiert. 

Perfektionismus ist in der heutigen Zeit neben dem (Moral-) Narzissmus eines der größten Probleme, aber eigentlich ist es noch schlimmer. Instagram, Facebook und all die anderen Programme und Apps sind darauf ausgerichtet unseren Perfektionismus zu nähren. So ist es nicht wichtig, was wir tun oder welch tieferer Sinn dahinter steht, sondern nur das Ergebnis der Anerkennung und Herzchen sind das, wonach wir streben.

Stellen wir uns mal vor, dass wir so unendlich geliebt sind, dass unser Tank so voll – übervoll ist, dass er überfließt. Wären uns die Herzchen noch wichtig? 

Nur wie kommen wir dahin? 

Das klingt jetzt vielleicht hart und dem heutigen Zeitgeist absolut gegensätzlich: Du bist nicht der Mittelpunkt der Welt. Ich bin nicht der Mittelpunkt der Welt. 

Wenn wir anfangen zu begreifen, dass es etwas Höheres, etwas Wahres und Schönes gibt. Und wenn wir uns danach streben und ausstrecken. Wenn das unser Mittelpunkt unseres Universums wird, dann ist der Dienst an der Sache wieder das Ziel und nicht der Zweck.

 

Und jetzt noch etwas genauer:

Wenn wir anfangen zu begreifen, dass es Gott gibt, dass er die Wahrheit und das Schönste ist. Und wenn wir uns nach ihm ausstrecken und ihm dienen. Wenn er der Mittelpunkt unseres Universums – unseres Lebens wird, dann ist der Dienst an der Sache, wieder das Ziel und nicht der Zweck. 

 

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