
Mein Bild von mir selbst: schwierig, laut, zu viel?
Was ich jetzt schreibe, ist nicht nur äußerst persönlich – es fühlt sich auch verdammt mutig an. Denn es gehört viel Mut dazu, die Wahrheit auszusprechen. Vor allem, wenn sie gerade erst ans Licht kommt. Wenn sie jahrzehntelang hinter einer anderen Geschichte verborgen lag.
Lange Zeit lebte ich mit einem negativen Selbstbild – dachte als Kind überdurchschnittlich schwierig gewesen zu sein. Eine anstrengende Jugendliche, die es anderen schwer gemacht hat – zu Hause, in der Schule, in Freundschaften. Ich dachte, ich hätte versagt. Dass ich zu laut, zu empfindlich, zu viel war.
Was meine Tagebücher mir über das Kind in mir zeigten
Doch ein aktuelles Ereignis brachte mich dazu, meine alten Tagebücher zu lesen – und was ich dort las, ließ mich weinen. Weinen um mich selbst, um das kleine Mädchen.
Einem Mädchen, das mit acht Jahren schon sehr genau wusste, wenn ihm Unrecht geschah und dies dann auch kundtat – die Wahrheit aussprach.
Ich las Zeilen eines jungen heranwachsenden Mädchens, das sich einsam und ständig missverstanden gefühlt hat. Fehl am Platz. Und egal, was sie tat – es war entweder falsch oder nicht genug.
Sie hatte Angst: Angst vor der Schule, Angst zu versagen, Angst zu enttäuschen, Angst vor Konflikten, Angst, wieder als zu emotional abgewertet zu werden.
Ich war kein Problemkind – ich war ich und auf der Suche
Doch ich war gefühlvoll, voller Sehnsucht nach dem Leben und auf der Suche nach meiner wahren Identität. Zeitgleich machte ich mir tiefgründige Gedanken über das Leben, die Liebe, aber auch über die scheinbare Sinnlosigkeit von Leid.
Mit knapp 13 verwandelte ich mich zur Rebellin - zumindest hatte ich es so in Erinnerung. Ich dachte, ich war über allermaßen anstrengend und schwierig. Doch was ich beim Verarbeiten meiner Kindheit in meinen Tagebüchern fand, war genau das Gegenteil.
Ich las von keiner Rebellin. Ich wehrte mich nur allmählich gegen die jahrelange emotionale Hilflosigkeit.
Gottes Spuren in meinem Leben – schon vor meinem Glauben
In meinem Leben spielte Gott bis 2021 keine Rolle. Umso mehr war ich überrascht, als ich diesen Tagebucheintrag las:
„Lieber Gott, gib mir Kraft, Mut und Hilfe. Ich habe Angst vor allem. Bitte gib mir Kraft und Mut. Danke, in Liebe deine Stephanie.“ (18.10.1999 - 12 Jahre alt)
Das war die wichtigste Erkenntnis – nicht über mich, sondern über Gott. Denn er hat mein Gebet erhört. Er hat mich vor so vielen Dingen bewahrt, was ich jetzt im Nachhinein erst sehen kann. Es hätte so viel schiefgehen oder schlimmer werden können. Aber er war bei mir. Und er hat mir zur rechten Zeit mein Herz weichgemacht, sodass ich ihn erkennen konnte.
Danke, Vater, dass du Gebete erhörst. Danke, dass du treu bist, auch wenn wir es nicht sind. Danke, dass du mich schon beschützt und geliebt hast, als ich dich noch nicht kannte.
Danke, dass ich durch den Einblick in mein Kinder-Ich lernen darf, meine alten Verletzungen loszulassen kann.
Bis vor Kurzem hatte ich Bammel vor der Pubertät meiner Söhne, weil ich im Hinterkopf das verschobene Bild meiner eigenen Pubertät hatte. Jetzt freue ich mich darauf. Ich freue mich, wenn meine Kinder beginnen, falsche Systeme und Glaubenssätze zu hinterfragen und aufzurütteln. Denn vielleicht ist das der Beginn, gemeinsam alte Muster zu prüfen und zu durchbrechen.
Ich freue mich, wenn sie sich mit ihrer Identität befassen. Ich kann mich darauf freuen, weil Jesus das Haupt meiner Familie ist und immer in unserer Mitte sein wird. Ich muss durch diese wundersame Zeit nicht allein durch – und meine Jungs auch nicht.
Wir haben Jesus, der alles für uns gegeben hat und ich bin gewiss, dass Gott meine Gebete und die meiner Kinder erhört, auch wenn wir es nicht sofort erkennen werden!
Die Heilung beginnt in der Wahrheit
Und ist das nicht faszinierend, wie Gott manchmal arbeitet?! Durch ein für mich trauriges und aufreibendes Ereignis brachte er mich dazu, meine Tagebücher zu lesen. Aber dass ich darin ein Stück Freiheit finden würde, damit hätte ich nicht gerechnet.
Ich habe Menschen vergeben und bin auf dem Weg der Vergebung. Und genau darin beginnt meine innere Heilung, auch die Heilung über die Gedanken und Einstellung zu mir selbst. Jetzt kann ich auch mir vergeben. Vergeben, dass ich manches so eigenartig angegangen bin. Vergeben, dass ich falsche Entscheidungen getroffen habe. Vergeben, was Gott mir längst vergeben hat.
Aber durch meine Tagebucheinträge hat Gott mir drei Dinge wieder ins Bewusstsein gerufen:
- Menschen – besonders Kinder, empfinden so fein und zart.
- Heilung beginnt nicht beim Verdrängen, sondern beim mutigen Hinschauen
- Und dass ich auf dem Weg der Heilung und Heiligung bin.
Für meine Kinder will ich neu leben lernen
Und auf diesem Weg der Heilung möchte ich mit Jesu Hilfe bleiben, damit ich, wenn meine Kinder eines Tages auf mich zukommen und über ihre Kindheit oder über Dinge sprechen wollen, die sie vielleicht verletzt haben, offen und liebevoll zuhören kann – und mich ehrlich entschuldigen kann. Ich möchte, dass meine Kinder frei aufwachsen, ohne die Last meiner ungeheilten Wunden.
Ich denke wirklich, dass es Gottes Wille war, was da ans Licht gekommen ist. Denn Gott möchte heilen, und er möchte uns heiligen.
Er möchte, dass unsere Wunden nicht weiterwirken und damit andere verletzen. Er möchte, dass wir Mütter nach seinem Herzen sind. Aber dafür müssen wir unsere Vergangenheit in Frieden loslassen.
Wir sollten unseren eigenen Balken im Auge herausziehen, bevor wir beginnen, die Splitter im Auge unserer Kinder zu bearbeiten.
Was du tun kannst, wenn deine Kindheit noch schmerzt
Wenn du das Gefühl hast, dass auch bei dir etwas heil werden muss, vielleicht gerade um den Teufelskreis des Weitergebens zu durchbrechen, dann nimm das ernst. Suche dir Hilfe!
Eine Psychotherapie oder psychologische Beratung kann dir helfen, Zusammenhänge zu erklären, neue Perspektiven einzunehmen und tragfähige Wege im Umgang mit deinen Herausforderungen zu finden.
Gleichzeitig lege ich dir aufs Herz, geistliche Seelsorge in deiner Gemeinde in Anspruch zu nehmen, damit du nicht nur deine Geschichte aufarbeitest, sondern Gottes Perspektive darin entdeckst oder nicht aus den Augen verlierst.
Und vergiss das Wichtigste nicht: Bete! Bete ohne Unterlass.
Leg deine Sorgen, Ängste, Herausforderungen vor das Kreuz– vor Jesu Füßen und vertraue auf deinen Freund, Retter und Erlöser.
„Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind,
und verbindet ihre Wunden.“
(Psalm 147,3,SCHL)
„Und wir dürfen zuversichtlich sein, dass er uns erhört,
wenn wir ihn um etwas bitten, das seinem Willen entspricht.
Und wenn wir wissen, dass er unsere Bitten hört,
dann können wir auch sicher sein, dass er uns gibt,
worum wir ihn bitten.“
(1. Johannes 5,14–15 NLB)
Vielleicht ist das auch etwas für dich:
Wenn du gerade in einer herausfordernden Phase bist oder manchmal nicht weißt, wie du beten oder glauben sollst, dann schau dir gern meine „Notrufnummern der Bibel“ an.
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Du musst diesen Weg nicht allein gehen:
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Wir teilen Erfahrungen, tragen einander im Gebet und erinnern uns gemeinsam, was wirklich trägt: Gottes Wahrheit.
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