Du Opfer!

 Eine junge Frau – Opfer eines tragischen Unfalls.

 

Mit ihren letzten Kraftreserven paddelt sie mit den Händen gegen den Sog, der sie nach unten zieht. Ihre Muskeln sind zum Zerreißen gespannt. Brennen durchdringt ihren ganzen Körper. Die Nase schafft sie nur mit überstrecktem Hals an der Wasseroberfläche zu halten. Aus der Ferne sieht sie einen Bootsmann, aber sie schafft es nicht zu rufen. Ihre Lippen sind vom Wasser bedeckt. Er scheint sie zu sehen, doch er fährt nicht zu ihr und streckt ihr die ersehnte rettende Hand entgegen. Stattdessen hält er sich die Hände trichterförmig vor dem Mund und brüllt: „Entspannen sie sich mal!“

Lange schrie er ihr zu, wie sie sich selbst retten könnte. Doch es geht nicht. Ihr Krafttank ist leer.

 

Erst vor kurzem habe ich einen Post gelesen, in dem über Opfer gesprochen wurde. Ein Satz lautete sinngemäß: „Wie können sich andere nur zum Opfer machen lassen?!“

Zum Opfer machen lassen... Würde das nicht bedeuten, dass ich mir aussuchen kann, ob ich eines bin oder sein will. Aber auch wenn ich ein Opfer sein möchte, steckt doch tief darunter eine Sehnsucht, die erblickt werden will.

 

Jedoch was ist mit den Menschen, die tatsächlich Opfer wurden. Dh. Jemand ist an jemand anderen schuldig geworden.

Was ich dann weiter in diesem Beitrag las, kam mir nur allzu bekannt vor, aber zeitgleich brach es mir das Herz, bei der Vorstellung, dass den Social-Media-Post jemand lesen könnte, der gerade ums Überleben kämpft – und vielleicht das Gefühl hat zu ertrinken und keine Hilfe nahe ist.

Im Beratungs- & Coachingbereich spricht man nur allzu gern von der Opferhaltung. Fast wird es schon inflationär verwendet. Der Begriff hat seine Berechtigung. Aber nicht alles, was wie eine Opferhaltung aussieht, ist eine!

Schnell wird dann mit „Tipps“ um sich geworfen: Du hast dein Leben selbst in der Hand. Es wird Zeit, dass du aussteigst aus deiner Opferrolle. Stopp mit dem Selbstmitleid. Nur du kannst dein Leben ändern. Lies dieses Buch, mach Yoga. Entspann dich. Jammern hilft nicht.

Aber ist das wirklich so? Haben wir unser Leben in der Hand?

 

Oder könnte es sein, dass solche gut gemeinten & leichtfertigen RatSCHLÄGE nur zeigen, dass wir nicht gerne die Realität sehen: dass wir das Leben nämlich nicht kontrollieren können.

Da fächern wir lieber, wie mit einer raschen Handbewegung, mit ein paar Tipps darüber. Um ja nicht genauer hinsehen zu müssen.

 

Denn wenn wir uns vielleicht näher mit dem Opfer beschäftigen würden, würden wir feststellen, dass uns genau dasselbe passieren könnte. 

Denn wir haben es nie ganz in der Hand. Wir können noch so schwer schuften und uns anstrengen – morgen kann alles anders sein.

 

Worauf dann bauen, wenn das Leben an sich und auch all die Bemühung kein festes Fundament sind?

 

Jesus! Er ist das feste Fundament, worauf wir bauen können. Sein Wort trägt. Er schenkt Kraft & Heilung. 

Gott wendet das Blatt! (Josefs Geschichte in 1. Mose 37-50)

Er ist an unserer Seite -immer. Und durch ihn haben wir Hoffnung auf die größte Sehnsucht der Menschen: Frieden in alle Ewigkeit.

 

 

Mt. 7, 24-29

 

 

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